Du siehst Deine Umgebung mit anderen Augen und nimmst nur noch einen Bruchteil der Geräusche wahr. Dein Körper ist schwerelos, schwebt über den Dingen und kann sich frei und fast ohne Widerstände in allen drei Dimensionen des Raumes bewegen. Du bist für eine kurze Zeit in der Lage, die Welt von oben aus der Vogelperspektive oder, genauer genommen, aus der Fischperspektive zu betrachten. Das Gefühl für den eigenen Körper ist deutlich intensiver und die Uhr scheint für einige Zeit still zu stehen. All das sind typische Erfahrungen, die man macht, wenn man als Taucher den festen Boden unter den Füßen verlässt und sich entscheidet, in die Welt unter Wasser einzutauchen.

Coaching bedeutet, für eine gewisse Zeit den (Berufs-)Alltag zu verlassen und sich selbst, die momentane Situation, die eigenen Bedürfnisse, die berufliche und private Umgebung, das eigene Handeln und die eigenen Ziele aus einer anderen Perspektive zu beobachten und neu zu bewerten.

Auch hier müssen manchmal zunächst Skepsis und innere Widerstände überwunden werden, da man ja (noch) nicht weiß, welche Erfahrungen und Erkenntnisse einen in dieser neuen Welt erwarten. Während der Tauchlehrer seine Schüler beim sicheren Einstieg in die Welt unter Wasser als Wissender und Erfahrener anleitet, begleitet ein Coach seinen Gesprächspartner beim Eintauchen in den Coachingprozess als Fragender und Interessierter auf Augenhöhe. In der Folge öffnen sich oftmals Türen zu weiteren Möglichkeiten, versteckten Wünschen oder noch unerkannten Potentialen. Anders als der Tauchlehrer gibt der Coach nie Art und Fokus des „Tauchgangs“ (sprich Thema, Dauer oder Tiefe des Prozesses) vor. Diese Entscheidungen trifft alleine der Coachee (z.B. die Führungskraft), während ihn der Coach durch Fragetechniken und gezielte Interventionen auf diesem Weg unterstützt. Führung beginnt immer bei der Führungsperson selbst. D.h. erst wenn es mir gelingt, mich selbst zu führen, bin ich auch in der Lage, dies für andere zu tun. Das gilt für den Tauchlehrer unter Wasser genauso wie für die Führungskraft im (Berufs-)Alltag. Natürlich ist es wichtig, dass eine Führungskraft zunächst ihr 1×1 der Führung beherrscht. Aber es liegt auf der Hand, dass sie nur dann Ruhe, Zufriedenheit und Sicherheit ausstrahlen kann, wenn sie selbst über ausreichende Energiereserven verfügt und mit sich und ihrem Umfeld im Gleichgewicht ist.

Wenn ein Manager sich nicht selbst führen kann, werden ihn keine Fähigkeit, Fertigkeit, Erfahrung und kein Wissen zu einem leistungsfähigen Manager machen. – Peter F. Drucker